Die Katze des mysteriösen Millionärs

Die alten Ägypter verehrten sie als heilige Tiere und sahen das Göttliche in ihnen, die Römer nahmen sie als Mäusefänger mit auf ihre Feldzüge, und auch heutzutage gehört die Katze zu den beliebtesten Haustieren überhaupt. Ein mysteriöser österreichischer Millionär ist sogar so fasziniert von ihnen, dass er beim Mindener Künstler Matthias Mauritz eine 900 Kilo schwere Katze aus Metall in Auftrag gab, die nun die Hafeneinfahrt seiner Villa am Lago Maggiore bewachen soll. Doch bevor sie nach Italien durfte, nahm die Skulptur erst einmal ein heißes Zinkbad im Holdorfer Kessel.

Holdorf

Vielleicht sind das Bad und die Aussicht darauf, an einem See zu leben, der Grund, weshalb die schöne Katze so verdrießlich dreinblickt – bekanntermaßen sind die Tiere sehr wasserscheue Wesen. Vielleicht soll sie aber auch einfach ein wenig abschreckend wirken, denn immerhin wird es ihr Job sein, künftig eine Hafeneinfahrt zu bewachen. Wie dem auch sei: Anhaben kann ihr das Wasser rein gar nichts – seit der Feuerverzinkung am Seppeler-Standort Holdorf ist die Skulptur vor Rost und ähnlichen witterungsbedingten Leiden geschützt. Denn durch das Bad in der 450 Grad heißen Zinkschmelze bekommt das Metall eine Legierung, die jahrzehntelang vor Korrosion schützt.

Mauritz_am_Schweißen_1000px.jpg — Das Schweißen hat Matthias Mauritz einst von seinem Vater gelernt.

Monatelang hat Matthias Mauritz an der Katze gebaut – vor allem der aus Draht gewickelte vier Meter lange Schwanz war viel Arbeit.

Besuch bei einem Unbekannten

Ob Elefanten, Elche, Bullen oder Einhörner – fast alle Werke des Mindener Metallkünstlers Matthias Mauritz haben bereits Bekanntschaft mit dem Holdorfer Kessel gemacht. „Nur ganz selten gibt es Kunden, die keine Feuerverzinkung wünschen, weil sie lieber eine rostige Optik haben wollen“, erzählt der 55 Jahre alte Mann. Hauptberuflich arbeitet der gelernte Schlosser als Fachlehrer für Menschen mit geistiger Behinderung, seine Skulpturen baut er nach Feierabend oder am Wochenende. Sein jüngster Auftrag erreicht ihn telefonisch: „Ein Österreicher hat angerufen und gefragt, ob ich ihm eine Katze bauen kann.“ Bei dem Mann handelt es sich um einen Immobilienunternehmer, der namentlich nicht genannt werden möchte. „Er hat von einem Freund, der in der Nähe von Minden wohnt, von mir erfahren und mich nach Mailand eingeladen.“ Mauritz nimmt den Auftrag an und bucht einen Flug. Doch dann bricht Corona los, und Mauritz scheut sich davor, ins Risikogebiet Italien zu fahren. Stattdessen reist er zusammen mit seiner Lebensgefährtin mit dem Auto nach Österreich – im Gepäck Zeichnungen und ein 1:10-Modell der Katze. Zwei Tage lang sind sie zu Gast auf dem Grazer Anwesen des Katzenfans, der sich als echter Kunstkenner erweist.

Die riesigen Katzenaugen sind mit 80 leuchtend grünen Murmeln bestückt.

Die blutroten Krallen hat Mauritz von Hand lackiert.

Geheimnisvoller Kunstliebhaber

„Überall hängen wertvolle, extravagante Kunstwerke“, erinnert sich Matthias Mauritz. Drückt man einen Knopf, leuchten die Wände in kunterbunten Farben. „Das war schon beeindruckend.“ Mauritz und der Kunstliebhaber besprechen während des Besuchs die Details: „Er wollte eine böse guckende Katze mit besonderen, grünen Augen, orangefarbenen Ohren und blutroten, langen Krallen.“
Zurück in Minden macht sich Mauritz an die Arbeit. Monatelang baut er den 3,20 Meter hohen und 5,80 langen Stubentiger aus Dreiecken zusammen, die er von Hand ausschneidet. Besonders imposant sind der vier Meter lange Schwanz der Katze, den Mauritz aus Draht gewickelt hat, sowie die leuchtend grünen Augen, die aus 80 Murmeln bestehen. Die Krallen lackiert Matthias Mauritz mithilfe von Sprühdosen, die Ohren lässt er pulverlackbeschichten. Vorher montiert er sie ab. Denn mit Ohren hätte die aus 1000 Einzelteilen bestehende Katze nicht in den Kessel gepasst – und das, obwohl der Holdorfer Kessel bereits der breiteste Verzinkungskessel Deutschlands ist. In ihm können selbst Bauteile enormen Ausmaßes verzinkt und so vor Rost und Verschleiß geschützt werden.

Für die Mitarbeiter am Standort Holdorf ist die Feuerverzinkung eines solch imposanten Kunstwerks wie der Katze eine willkommene Abwechslung, werden dort sonst doch eher Produkte praktischer Natur bearbeitet – etwa aus der Landwirtschaft oder dem Baubereich. „Es ist eine sehr schöne Sache und auch eine Herausforderung, wenn so eine Skulptur bei uns ankommt“, sagt Betriebsleiter Markus Wehage. „Die Mitarbeiter sind dann immer ein wenig angespannt, weil ja nichts verbogen werden darf. Wenn es dann geschafft ist, freuen sich alle sehr und machen auch schon mal ein Selfie mit der Skulptur.“

Der österreichische Millionär holt seine Katze nicht selbst ab, es ist ihm wichtiger, anonym zu bleiben. Er schickt jemanden nach Minden – in einem Jaguar samt Anhänger. „Stilecht“, sagt Mauritz.

Ein Jaguar, der eine 900 Kilo schwere Katze 900 Kilometer weit zieht – da hätten selbst die alten Ägypter gestaunt.

Beim Feuerverzinken von Kunstwerken ist Vorsicht geboten: Schließlich darf nichts verbogen werden.

Das Feuerverzinken eines Kunstwerks ist für die Mitarbeiter in Holdorf nicht alltäglich und eine
willkommene Abwechslung.

„Er wollte eine böse guckende Katze mit besonderen, grünen Augen.“

Matthias Mauritz

Sie wirken zart und biegsam, doch die metallenen Dreiecke, aus denen die Katze besteht, sind äußerst stabil und halten sogar einen Menschen aus.

MATTHIAS MAURITZ

Kunstaffin war Matthias Mauritz schon als kleiner Junge – im Kunstunterricht an der Schule und in VHS-Kursen lernte er das Zeichnen. Zu Hause brachte ihm sein Vater das Schweißen bei. Eine Lehre als Metallbaumeister und der Meistertitel folgten. Heute lehrt Mauritz an der VHS Minden und ist Mitglied in verschiedenen Künstlergruppen. Er ist auf den Bau großer Metallskulpturen spezialisiert.

Mehr Infos unter www.mm-metallkunst.de

Die riesigen Ohren wurden vor dem Bad in der Zinkschmelze abmontiert,
da die Katze sonst nicht in den Kessel gepasst hätte.

Mehr zum Seppeler-Standort Holdorf finden Sie unter
www.seppeler.de/de/standorte/feuerverzinkung-holdorf.php

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Die Katze des mysteriösen Millionärs

Besuch bei einem Unbekannten

Geheimnisvoller Kunstliebhaber

„Er wollte eine böse guckende Katze mit besonderen, grünen Augen.“

MATTHIAS MAURITZ

Die riesigen Ohren wurden vor dem Bad in der Zinkschmelze abmontiert,
da die Katze sonst nicht in den Kessel gepasst hätte.

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„Er wollte eine böse guckende Katze mit besonderen, grünen Augen.“

Die riesigen Ohren wurden vor dem Bad in der Zinkschmelze abmontiert, da die Katze sonst nicht in den Kessel gepasst hätte.

Die riesigen Ohren wurden vor dem Bad in der Zinkschmelze abmontiert,
da die Katze sonst nicht in den Kessel gepasst hätte.